Mumie mit Leinenbinden in einem Holzsarg (Sargwanne; Sargdeckel) mit zugehöriger Kartonage, ägyptisch

3. Jh. v. Chr.

Antikes Original

Standort
Ausgestellt Rämistrasse 73 (RAK), Zürich, Ausstellung EG, Museum 1
Inventarnummer
20
Kulturkreis
Ägyptisch
Ptolemäisch
Fundort
Achmim, nach Siegmann - Fritschi 2014, 28–29 vermutlich "aus den laufenden Grabungen in der Nekropole der mittelägyptischen Stadt Achmim" erworben.
Objektgattung
Mumie
Material
Organisch, Holz: Brett des Deckels: Ficus sycomorus; Flacher Verschlusskeil: Tamarix spec.; Dübel: Tamarix spec.
Masse
Mumie: L: 156,0 cm Sargwanne: T: 11,5 cm Sargdeckel: L: / B: / H: 174,0 x 52,0 x 37,5 cm Brust-Kartonage H.: 49,0 cm Bein-Kartonage H.: 46,0 cm Fuss-Kartonage H.: 19,5 cm

Beschreibung
Sargdeckel: Gesicht eines Mannes mit Backenbart. Auf dem Scheitel der Perücke roter Skarabäus mit Sonnenscheibe. Halskragen mit Blüten- und Blättergirlanden sowie Perlenschnüren; Verschlüsse auf den Schultern in Form von Falkenköpfen mit Sonnenscheiben. Figurenregister: Himmelsgöttin Nut, Aufbahrungsszene, Schutzgottheiten, Inschrift. Schakale am Fussteil. Mumiengestaltige Schutzgötter auf Seite. Sargwanne: Kobras mit Atefkrone. Kartonagen: Ba-Vogel mit Menschenkopf. Halskragen mit Falkenkopfverschlüssen. Geflügelte Himmelsgöttin mit Udjat-Augen in den Händen, daneben Mumien. Götter mit Straussenfedern und Messern, Schlaufenamulette, Aufbahrung. Fusshülle: Mit Riemensandalen bekleidete Füsse. Leichnam: Individuum 30 bis 40 Jahre alt. Anthropomorpher Sarg, die Füsse ruhen auf einem Sockel, was ihm das Aussehen einer Statue verleiht. Der Sarg besteht aus einer flachen Wanne und einem hochgewölbten, polychrom bemalten Deckel. Sargdeckel: Das Gesicht, von der schwarzen Perücke umrahmt, ist das zeitlose Idealbildnis des Individuums. Unterhalb der beiden Haarflechten ist ein voluminöser Halskragen mit Girlanden aus floralen Elementen aufgemalt. Zwischen Blumenkragen und Fussansatz befinden sich vier Bildregister, in das unterste Register sind zwei vertikale Textzeilen eingelassen. Alle Register werden durch blau-rot gewürfelte Farbleitern gegeneinander abgesetzt. Auf den Füssen ist die liegende Doppelgestalt des schakalköpfigen Anubis so angebracht, dass der Tote darauf herabblicken kann. An den schmalen, schwarz gestrichenen Seitenwänden der Wanne richtet sich eine rot gesprenkelte Kobra auf, ihr Kopf trägt die Krone des Totengottes Osiris. Das Innere von Deckel und Wanne beliess man unbemalt, ebenso die Rückseite der letzteren. Unterseite des Sockels zeigt eine singuläre Szene. Das Gesicht des Sarges ist kantig in das Holz hineingeschnitzt, die grossen Ohrmuscheln heben sich plastisch von der Perücke ab. Vom Kinn bis zu den Jochbeinen verläuft ein Backenbart. Gelbe Hautfarbe (Nachahmung von einer Vergoldung). Der Kopf wird von einer wuchtigen schwarzen Perücke umfasst: Ihre beiden Haarflechten, die an den Enden durch ein weiss-rotes Band zusammengehalten werden, fallen über die Schultern auf einen überdimensionierten Halskragen. Zwischen den Haarschöpfen füllt ein «Chemisette» genanntes florales Dekorationselement den Zwischenraum bis zum Halskragen. Auf dem abgeflachten, schwarzen Scheitel ist ein roter Skarabäus in Umrissen abgebildet. Mit seinen Hinterbeinen hält er eine Sonnenscheibe umklammert; vor sich, auf der Stirn der Perücke, hebt er sie mit den Vorderbeinen empor. Das breite Halskragen, Usech-Kragen genannt. Die einzelne floralen Elemente des Halskragens sind nur noch schwer als solche zu erkennen, bis auf die weissen Rosetten mit dem roten Blütenstand. Darunter befindet sich jeweils eine Girlande von Blättern, in der Abschlussreihe tropfenförmige Perlen. Die Girlanden bestehen aus weissen Rosetten mit rotem Blütenstand (aus der Familie der Korbblütler, vorzugsweise Kamille), lanzettförmigen Blättern (Ölbaumblätter? Weidenblätter?), glockenförmigen Blumen (abstrahiert gemalte Lotosblüten). Die letzte Girlande besteht aus alternierend angeordneten schwarzen und roten Tropfenperlen. An prominenter Stelle auf den Schultern befinden sich die aufgemalten Verschlüsse von zwei mit einer Sonnenscheibe bekrönten Falkenköpfen. 1. Register: Kopf und Körper der Himmelsgöttin Nut sind dem vertikalen Riss, der durch den ganzen Deckel verläuft, zum Opfer gefallen. Nur das über die Knie gezogene karierte Kleid ist noch zu erkennen. Die Hände der gelb bemalten Flügelarme halten die Straussenfeder, Emblem der Göttin Maat. Oberhalb der Arme, eingerahmt von einem Horus- oder Udjat-Auge, befinden sich vertikale Spalten zum Eintragen von Namen, Genealogie, Titel oder Beruf des Sargbesitzers. Die Angaben fehlen. 2. Register: Die Bahrenszene Die Protagonisten dieses und aller folgenden Register sind als anonyme, hockende Schutzwesen zu erkennen, welche die in ein rotes Tuch gewickelte Mumie auf der Löwenbahre bewachen. Sie sind mit stilisierten messern bewaffnet. 3. und 4. Register: Schutzgottheiten und Inschrift Die zweispaltige, flüchtig aufgepinselte hieroglyphische Inschrift des 4. Registers wird von schützenden Wesen umgeben. Nur noch die linke Kolumne blieb erhalten, sie ist ohne Paralleltext nicht zu entziffern. Die rechte Kolumne ist infolge des Risses im Sargdeckel unlesbar. Unter Zuhilfenahme des Berner Sarges und der Sockelinschrift des ptolemäischen Sarges des Nes-Schu im Musée d’Yverdon et région lässt sich die Inschrift rekonstruieren. Sie ist retrograd angeordnet, d.h., obwohl die Zeichen vom Betrachter aus von rechts nach links geschrieben sind, beginnt der Text mit der linken Vertikalspalte. «Worte zu sprechen von Osiris-Chontamenti, dem grossen Gott, Herrn an der Spitze von Abydos [… und von Ptah-So]k[ar-Osiris, dem grossen Gott…]. Rechts und links der Inschrift befinden sich zwei gemalte Papyrusamulette. Fussteil und seitliche Schutzgötter: Die dem Gesicht des Verstorbenen zugewandte Darstellung auf der Oberseite des Fussteils zeigt zwei auf einem gemeinsamen Schrein einander gegenüberliegende Schakale, geschmückt mit einer roten Halsschlaufe. Entlang der Ränder des Sargdeckels haben sich rechts sieben und links sechs mumiengestaltige Schutzgötter eingefunden. Die Leuchtkraft der Farben ist hier erhalten geblieben. Sockel: Den vom Fussteil durch eine Rille abgetrennten Sockel schmückt ein Nischenmuster (Palastfassade). Das Motiv des Sockelbodens zeigt die Verwandlung des Sonnengottes am Tageshimmel: In der Mitte Chepri (die Morgensonne), links als falkenköpfiger Gott Re-Harachte (die Tagessonne) und rechts als Gott mit Menschenkopf Atum (die Abendsonne). Sargwanne: Die schwarz gestrichene Sargwanne versinnbildlicht die Unterwelt, den unsichtbaren Teil des Weltganzen, den die Sonne bei Nacht durchwandert – dies ist das Reich des Totengottes Osiris. Zwei gewundene Kobras mit Atefkrone, dem Kopfschmuck des Gottes (Krone von Oberägypten mit seitlichen Straussenfedern) bewachen diesen Ort. Ihre Köpfe sind dem falkenköpfigen Re-Harachte, dem Sonnengott, auf dem Sargdeckel zugewandt, sie bewachen den gefahrvollen Übergang von Deckel zu Wanne vor dem Eindringen von unheilvollen Dämonen ins Sarginnere. Kartonage: Die auf das äussere Grabtuch gehefteten, bemalten Kartonage-Elemente nehmen das Dekorationsmuster des Sargdeckels «en miniature» nochmals auf. Die drei noch vorhandenen Kartonagen sind im Gegensatz zum Sarg mit grosser Sorgfalt farbig ausgeschmückt worden. Die Kartonagen liegen als Ganzkörper-Amulett unmittelbar auf der Mumie. Brust-Bauch und die Bein-Kartonage: Oberhalb des Halskragens mit den sonnenbekrönten Falkenkopfverschlüssen spannt ein Vogel mit Menschenkopf, der Ba – behelfsmässig mit «Seele» übersetzt -, seine Flügel über die Brust des Verstorbenen. Unter dem Halskragen aus Blüten und Blättern kniet eine Himmelsgöttin, gekleidet in ein Perlennetz, wie es Göttinnen zu tragen pflegen. Sie trägt auf angewinkelten Armen in den Händen das Udjat-Auge, die Flügel beschützen zwei mumiengestaltige Wesen. Es folgen fünf Reihen von Göttern mit Straussenfedern bzw. Messern zwischen den Knien, dazwischen schiebt sich die bekannte Bahrenszene. In der Mitte der einander zugewandten Götter gewahrt man ein Schlaufenamulett, die Tit-Hieroglyphe. Fusshülle: Die Füsse sind in eine Kartonagehülle gepackt, welche die nackten, braunen, mit Riemensandalen bekleideten Füsse zeigen. Die Zehennägel sind vergoldet. Der obere, abschliessende Rand der Hülle ist verloren: es handelt sich um Verzierungen mit kauernden Schutzgottheiten oder Amuletten. Die aufgemalten Sohlen sind mit einem rot-weiss-blauen Karomuster geschmückt, in Anlehnung an das Flechtmuster der Binsensandalen. Mumifiziert, Textilverarbeitung, Holzbearbeitung, Bemalung. Zusammenfassung nach: R. Siegmann, in: R. Siegmann – R. Fritschi, "... eine wertvolle Bereicherung". Sarg und Mumie eines Mannes aus Ägypten in der Archäologischen Sammlung der Universität Zürich, Sammlungskataloge 4 (Zürich 2014). Zur Kontextualisierung in der Literatur: R. Siegmann – R. Fritschi, "... eine wertvolle Bereicherung". Sarg und Mumie eines Mannes aus Ägypten in der Archäologischen Sammlung der Universität Zürich, Sammlungskataloge 4 (Zürich 2014).
Mehr anzeigenWeniger anzeigen
Erhaltungszustand
Sarg: Durch das Austrocknen des Holzes bildeten sich Risse zwischen den eingefugten Brettern, die an diesen Stellen zum Absplittern der bemalten Stuckschicht führten. So ist der Deckel in seiner Mitte der Länge nach gespalten, wodurch die Gestalt der geflügelten Göttin Nut und eine der Textkolumnen verloren gegangen sind. Die Mumienmaske ist nicht erhalten.
Mehr anzeigenWeniger anzeigen
Restaurierung / Analysen
Ausführlicher Restaurierungsbericht (Siegmann - Fritschi 2014, IV. Teil). Ergänzungen: An der linken Haarflechte und am linken Ohr (von Nagekäfern zerstört) wurden die Partien mit einer Mischung aus Korkmehl, Gips und etwas Acrylharz aufmodelliert. Aus ästhethischen Gründen wurden die Stellen, an denen der Stuck abgeplatzt war, farblich wieder an das Original angeglichen. Das Kopfende des Sarges war zu einem nicht mehr feststellbaren Zeitpunkt mit Wasserglas gefestigt worden. Der so enstandene glänzende Überzug konnte bei der aktuellen Restaurierung nicht mehr entfernt werden. Das Mumientuch wurde auf ein feinstes, eingefärbtes Seidengewebe aufgenäht, alle einzelnen ausgebrochenen Stellen mit einem Seidenfaden eingefasst. Dieses Komposit legte man nun straff um die Mumie und fixierte so die lose hängenden Binden. Auf der nicht einsehbaren Rückseite konnte die Seide vernäht werden. Die sehr schlecht erhaltene Fusshülle wurde über einem Gipsmodell, das dem Fussende der Mumie nachgebildet war, auf einem neuen Träger aus Leinengewebe verklebt. Proben der Leinenbinden (Mumienbinden) entnommen und im Institut für Teilchenphysik der ETH Zürich im Beschleuniger-Massenspektrometer (AMS) untersucht. Gutachten von Georges Bonani, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Institut für Teilchenphysik, vom 31. Mai 1995. Die Unterlagen befinden sich im Besitz von Renate Siegmann. Resultat: Datierung in der Zeit von 300–200 v. Chr. Holzanatomisches Gutachten zum Sarg von Werner H. Schoch, Eidgenössische Anstalt für das Forstliche Versuchswesen, Labor für quartäre Hölzer, Birmensdorf, erstellt am 13. Nov. 1984. Unter den Zapfen fanden sich zudem einige botanische Reste, die mit Sicherheit zum Zeitpunkt der Schliessung des Sarges dorthin gelangt sind. Dabei wurden hauptsächlich Spelzen, Samen, Blüten und Stengel von Gräsern (Gramineae) sowie vereinzelt Stengel, Blütenteile und Samen von Lippenblütlern (Labiatae), Schmetterlingsblütlern (Papilionaceae) und Korbblütlern (Compositae) festgestellt. (Unterlagen in der Arch. Slg.). Die beiden weitestgehend erhaltenen Sarghälften bestehen aus Brettern von Sykomorenholz (Ficus sycomorus), die mit zahlreichen, im Querschnitt runden, um die 10 cm langen Dübeln mit mässiger Sorgfalt zusammengestückt worden sind. Die Fixierung von Deckel und Wanne und damit die Schliessung des Sarges erfolgte mittels sechs flacher Zapfen, die an den Rändern in Aussparungen eingelassen wurden. Sowohl Dübel wie Zapfen sind aus dem härteren Holz der Tamariske (Tamarix sp.) gefertigt. Das Gesicht mit den beiden Haarflechten der dreiteiligen Perücke wurde separat gearbeitet, aufgeleimt und mit Dübeln verstärkt. Die Aussenseiten von Deckel und Wanne wurden nach der Fertigung mit einer weissen Stuckschicht überzogen, bemalt und beschriftet. Gutachten zur Stuckschicht und den Farbpigmenten des Sarges von Annette Meier, Schweizerisches Landesmuseum, Zürich, Chemisch-physikalisches Laboratorium, erstellt von Februar bis Juli 1985; ergänzende Untersuchungen zu den verwendeten Bindemitteln von Anita Reichlin (ebenda) am 9. Dezember 1985. Dabei wurde festgestellt, dass die weisse Stuckschicht direkt auf das Holz des Sarges als Ausgleichsschicht der Oberflächen und Grundierung der Bemalung aufgebracht worden war. Sie besteht aus farblosem und hellem Sand aus Kalkstein (gröber) und Quarz (feiner) mit einer Körnung von 0.06-2 mm und Zuschlägen von reichlich Calcitmehl sowie geringeren Mengen von bräunlichem Ton. Das Bindemittel der Stuckschicht war ein tierischer Leim, dasjenige der Malschicht Stärke. Die Farben der Bemalung sind Weiss, das nicht als eigene Farbe augetragen, sondern durch Freilassen der weissen Grundierung erzielt wurde, Rot (Eisenoxid, wohl roter Ocker), Gelb (Eisenoxid, wohl gelber Ocker), Grün (Kupfergrün), Blau (Ägyptisch Blau) und Schwarz (Pflanzenschwarz). (Unterlagen in der Arch. Slg.). Aufbau der Fusshülle: Dabei zeigte sich, dass die Fuss-Kartonage aus zwei übereinander gelegten Leinengeweben und darauf einer Stuckschicht besteht. Die Stuckschicht setzt sich aus Calcitmehl mit einer feinen Körnung bis max. 0.08 mm und wasserlöslichen Bindemitteln zusammen; bei den verwendeten Bindemitteln muss es sich um dieselben handeln, wie sie bei der Stuck- und der Malschicht des Sargs mit Sicherheit nachgewiesen sind, da das Verhalten bei der Untersuchung dasselbe war wie dort: um tierischen Leim beim Stuck und um Stärke bei der Bemalung. Die verwendeten Pigmente der Bemalung konnten wie folgt bestimmt werden: Eisenoxid, wohl roter Ocker, für rot; Eisenoxyd, wohl gelber Ocker, für Gelb; «Grünspan», also Kupferacetat, für Grün; Ägyptisch Blau für Blau; Pflanzenschwarz für Schwarz (Unterlagen Arch. Slg.). Die Röntgen- und computertomographischen Aufnahmen wurden Ende 1984 von Norbert Goebel, Universität Zürich, das anthropologische Gutachten von Hansueli F. Etter, Zürich, am 5. März 1986 erstellt; ergänzende Beobachtungen im Gutachten von Adam Schreiber und Beat Rüttimann, Orthopädische Universitätsklinik Balgrist, vom 6. Juni 1986 (Unterlagen in der Arch. Slg.). Die Arme der auf dem Rücken liegenden, ausgestreckten Mumie sind seitlich am Körper angelegt, die Hände ruhen mit den Handflächen nach unten eng nebeneinander auf den Oberschenkeln. Es handelt sich um ein männliches Individuum mit körperlichen Merkmalen, die auf die Zugehörigkeit zu einer afrikanischen Population hinweisen. Die heutige Körpergrösse der Mumie beträgt nur noch 156 cm. Unter Berücksichtigung des Schwundes der Knochen, besonders aber auch der Bandscheiben, der durch die Trocknung des Leichnams bei der Mumifizierung resultierte und im Röntgenbild auch tatsächlich beobachtet werden kann, muss auf eine Lebendgrösse von 165-170 cm geschlossen werden. Dies entspricht der durchschnittlichen Körpergrösse eines Mannes im damaligen Ägypten. Krankhafte Veränderungen an der Wirbelsäule fehlen, die Zähne waren vollständig bis auf die Weisheitszähne links oben und unten angelegt und nur gering abgekaut, die Schneidezähne oben und unten wiesen grössere Fissuren sowie mehrere kleine Absprengungen des Zahnschmelzes auf. Das Sterbealter konnte aufgrund dieses Befundes auf 30-40 Jahre eingegrenzt werden. An krankhaften Erscheinungen ist eine rechtsseitige Hüftgelenksluxation festgestellt worden, die kurz vor dem Tod des Mannes eingetreten sein dürfte. Die vorhandenen Daten erlauben keine abschliessenden Aussagen über die Todesursache. Das Gehirn ist durch den Nasenraum entfernt und die Schädelhöhle mit einer granulatartigen Masse gefüllt worden. Im Brustraum fand sich links ein undefinierbares Teil, wohl ein zusammengerolltes Tuch, als Stopfmaterial. Der rechte Brustraum wurde mit der gleichen Füllmasse versehen wie der Schädel. Nach der Austrocknung und der Ausstopfung wurde die Zürcher Mumie einbandagiert: Die innerste Schicht der Wicklung besteht aus breiten, längs zur Körperachse verlaufenden Tüchern. Darüber kam die eigentliche, einlagige, spiralförmig von rechts oben nach links unten verlaufende Einbandagierung mit 2.5-3.5 cm breiten Bandagen zu liegen. Auf die Bandagen wurde beidseitig je ein ca. 18 cm breites Band von der Schulter bis zum Unterschenkel und darauf das 48 auf 102 cm messende Leichentuch gelegt. Abgeschlossen wurde die Wicklung mit den Zierbandagen, die – soweit ihre ursprüngliche Lage bei der Restaurierung aufgrund der unterschiedlichen Verschmutzung des Leichentuches und der unteren Bandagen noch festgestellt werden konnte – vertikal über die Schultern, quer über den Brustbereich und in Form von zwei Andreaskreuzen über den Hüft- bzw. den Kniebereich verliefen. Sämtliche Bandagen bestehen aus Leinen.
Mehr anzeigenWeniger anzeigen
Bibliographie
H. P. Isler, Jahresbericht (April 1987 bis März 1989), ASUZ 15, 1989, 3–5. Besonders: 4 (Restaurierung, neue Vitrine). R. Siegmann - R. Fritschi, "... eine wertvolle Bereicherung". Sarg und Mumie eines Mannes aus Ägypten in der Archäologischen Sammlung der Universität Zürich, Sammlungskataloge 4 (Zürich 2014). O. Waser, Die Zürcher Archäologische Sammlung, ihre Entstehung und ihre Entwicklung. Neujahrsblatt auf das Jahr 1935 zum Besten des Waisenhauses in Zürich, herausgegeben von der Gelehrten Gesellschaft, Stück 98 (Zürich 1935). Besonders: 49.
Mehr anzeigenWeniger anzeigen
Ausstellungen
Dauerausstellung, Archäologische Sammlung der Universität Zürich, Zürich, 24.05.2022 - 31.12.2024
Mehr anzeigenWeniger anzeigen

Ihre Ergänzungen, Anregungen und Kommentare zu einzelnen Einträgen sind sehr willkommen. Teilen Sie sie uns per E-Mail mit an sammlung@archaeologie.uzh.ch!

Für Bilderanfragen und Reproduktionsrechte wenden Sie sich bitte mit den vollständigen Angaben ihres Verwendungszwecks per E-Mail an sammlung@archaeologie.uzh.ch!

Creative Commons License

The content on this site is licensed under a Creative Commons Attribution - NonCommercial 4.0 International License (CC BY-NC 4.0 International). The copyright of the texts and images remains with the specified institutions and persons. The re-use of the images provided here is only permitted in accordance with the aims and purposes of the Archaeological Collection of the University of Zurich.