Korinthisches Kapitell, Marmor, römisch

140 – 150 n. Chr.

Antikes Original

Standort
Ausgestellt Rämistrasse 73 (RAK), Zürich, Ausstellung EG, Museum 2
Inventarnummer
3813
Kulturkreis
Römisch
Objektgattung
Architektur / Bauschmuck
Material
Stein, Marmor, lunensischer (Carrara)
Herstellungstechnik
Stein: Skulptiert
Masse
H: 59,0 cm H Kranzblätter: 18 cm; H Hochblätter: 33,5 cm; H Kalathos: 51 cm; H Abakus: 8 cm Unterer Dm: 45,0 cm

Beschreibung
Wohl zum selben Bau wie Inv. 3812 gehörig. Originalkapitell eines Baus, der unter Antoninus Pius im 2. Viertel des 2. Jhs. n. Chr. errichtet wurde (Hypothetische Säulenhöhe: 4 m) Die Proportionierung der Stücke bewirkt ihre optische Gedrungenheit. Diese wird durch eine stark konische Form des Kalathos gemildert, dessen Profil zuerst in leichter Neigung nach aussen hochsteigt und erst kurz unterhalb der Lippe im kurzen, gleichmässigen Bogen bis zur Lippenkante schwingt. Andere Gestaltung des Akanthus im Vergleich zu Inv. 3812 (Aufbau der Kranz- und Hochblätter ist identisch, es zeigt den gleichen formalen Aufbau, gleichzeitig aber sind Unterschiede in der Ausführung und in den Details festsstellbar): der schmale Mittelsteg, der mit einem Sägeblatt versehen ist, ist an der Basis verbreitert. Zu ihm parallel verlaufen sechs schmale, scharfkantige Furchen, die bis zum Blattfuss herabgeführt sind. Die Blattzähne sind nicht so spitzig wie bei Inv. 3812 und erscheinen wegen der sparsamer verwendeten Ritzung der Blattinnenfläche kürzer. Die Buchten beim Kapitell Inv. 3813 sind schmäler und straffer. Dies bewirkt, zusammen mit der allgemein präziseren Ausführung, dass bei diesem Stück die Licht-Schatten Wirkung ausgeprägter zum Ausdruck kommt und das Blattwerk höher und leichter erscheint. Ähnliche Unterschiede lassen sich beim Vergleich der in beiden Fällen deutlich ausgebildeten Caules, der Hüllkelche, Blattkelche mit den Stengeln der Abacusblüten der beiden Kapitelle feststellen. Unterschiede bei Voluten und Helices zu Inv. 3812: Inv. 3813 zeigt Voluten und Helices, die auf der ganzen Länge dicht an den Blättern des Hüllkelches aufliegen. Ihre Oberfläche ist durch die Aussparung einer dünnen Randleiste und die Kehlung der Mittelpartie dekoriert. Diese Canalis ist im Querschnitt konkav, die Randleisten sind nicht flach belassen, sondern haben eine Rille in der Mitte. Unter den Abacusecken ist die sichtbare Innenseite der Voluten durch Ritzlinien in vier Teile gegliedert. Sechs viereckige Vertiefungen auf dem Abakus, zwei kleinere Dübellöcher in der Standfläche des Kalathos. Gleiche oder weitgehend übereinstimmende Kapitellornamente sind hauptsächlich in späthadrianisch-antoninischer Zeit anzutreffen. Die Ausbildung der Mittelpartie des Hüllkelches spricht gegen eine ganz frühe Datierung innerhalb dieser Zeitspanne. Die grösste Zahl der Parallelen stammt aus der Zeit des Antoninus Pius. Die Akanthusformen stehen den hadrianischen Ausführungen so nahe, dass das Kapitell wohl noch im letzten Jahrzehnt vor der Mitte des 2. Jhs. gearbeitet wurde. Nach: M. Palaczyk, Zwei korinthische Normalkapitelle, ASUZ 15, 1989, 15–21. Zur Datierung und die Kontextualisierung in der Literatur: M. Palaczyk, Zwei korinthische Normalkapitelle, ASUZ 15, 1989, 15–21. Material: Lunensischer Marmor (aufgrund sowohl von Isotopenwerte, Korngrösse und Kathodomikrofazies). s. Decrouez – Ramseyer – Schmid 2000.
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Erhaltungszustand
Meiste Blattüberfälle und ein Volutenpaar fehlen. Kalksinterablagerungen. Herkunftsbestimmungsanalysen: Decrouez-Ramseyer-Schmid 2000.
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Bibliographie
D. Decrouez – K. Ramseyer – J. Schmid, Herkunftsbestimmung der antiken Marmorwerke im Archäologischen Institut der Universität Zürich, Teil I, ASUZ 26, 2000, 15–22. Besonders: 17 Nr. 6 Taf. 4, 2. H. P. Isler, Jahresbericht. April 1980 bis März 1981, ASUZ 2, AntK 25, 1982, 78–80. Besonders: 79 (Liste Objekte Slg. Ruesch). M. Palaczyk, Zwei korinthische Normalkapitelle, ASUZ 15, 1989, 15–21. Besonders: 15–21 Taf. 4, 2. 4. 6.
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Ausstellungen
Dauerausstellung, Archäologische Sammlung der Universität Zürich, Zürich, 24.05.2022 - 31.12.2024
Europa in der Renaissance, Schweizerisches Nationalmuseum, Zürich, 01.08.2016 - 27.11.2016
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