Ibis-Pavian-Gruppe (Thot) auf Holzsockel, Bronze, ägyptisch

Um 300 v. Chr.

Spätzeit

Antikes Original

Standort
Ausgestellt Rämistrasse 73 (RAK), Zürich, Ausstellung EG, Museum 1
Inventarnummer
4043 KB
Kulturkreis
Ägyptisch
Objektgattung
Kleinplastik
Material
Metall, Bronze; Organisch, Holz
Herstellungstechnik
Metall: Guss
Masse
Pavian: H: / B: / T: 5,4 x 2,1 x 2,4 cm Ibis: H: / B. bei den Krallen: / T: 12,5 x 5,5 x 16,0 cm Basis: H: / B: / T: 3,0 x 8,0 x 20,7 cm

Beschreibung
Gott Thot in seinen zwei Erscheinungsformen: Grosser, hockender Ibis und diesem gegenüber einen hockenden Pavian, der als Bekrönung den Mond in beiderlei Gestalt, Mondscheibe und Mondsichel, auf den Kopf trägt. Beide Figuren sind aus Bronze gegossen und auf eine Holzbasis montiert. Bei dieser Darstellung handelt es sich aber nicht um eine "falsche Gruppe", die willkürlich in moderner Zeit so postiert wurde, sondern sie hat immer in dieser Weise zusammengehört. Bronzegruppen waren im alten Ägypten durchaus beliebt und besitzen in der Regel zwei unterschiedliche Aussagen: Entweder erzählen sie eine Handlung - zum Beispiel "Horus harpuniert den in ein Nilpferd verwandelten Seth", "Isis umarmt Osiris", "ein Stifter bringt einem bestimmten Gott ein Opfer dar", "Isis säugt den Horusknaben" oder schmücken das Wesen eines Gottes aus, wie es bei unserer Darstellung der Fall ist. Beide Figuren, sowohl der Ibis als auch der Pavian, meinen Thot, aber sie verhalten sich so, wie etwa in religiösen Texten der Name eines Gottes mit seinem Beinamen korrespondiert. Die Hauptfigur, der grosse Ibis, steht für Thot allgemein, die Nebenfigur, der kleine Pavian, weist auf den besonderen Mondaspekt des Gottes hin. Zu den wichtigsten Göttern des ägyptischen Pantheons gehört Thot, der Gott der Weisheit, der Wissenschaft und der Zauberei. Oft wird er in religiösen Texten als "Herz des Sonnegottes" bezeichnet; die Ägypter fassten nähmlich das Herz als Sitz des Verstandes auf. Da Thot als Erfinder der Schrift und des Rechnens galt, war er der Patron der Beamten und Schreiber. Bevor diese mit ihrer Arbeit begannen, pflegten sie dem Gott ein kleines Opfer darzubringen, indem sie aus dem Napf ihres Schreibgerätes Wasser auf den Boden ausgossen. Thot und Imhotep hatten in theologischer Hinsicht gewisse Berührungen, aber es kam niemals zu einer Gleichsetzung der beiden Götter. Thot war im besonderen auch der Gott des Mondes, der für die Ägypter grosse, religiöse Bedeutung besass. Sein regelmässiges Dahinschwinden und erneutes Zunehmen war ein Inbegriff der Jenseitshoffnung, ein Symbol für das Wiederaufleben nach dem Tode. Nach der Sonne war der Mond das wichtigste Gestirn, und so erhielt Thot den Titel "Stellvertreter des Sonnengottes". Der Mond wurde auch als linkes Auge des Lichtgottes Horus verstanden, das Seth im Kampf verletzt hat, das aber von thot wieder geheilt wurde. In der göttlichen Sphäre spielte er die Rolle eines Aktuars und Götterboten. Er erschien entweder in Gestalt des Ibisses - das Wort "Ibis" ist etymologisch gesichert aus der altägyptischen Sprache zu uns gekommen - oder des Pavians. Viele charakteristische Züge des Thot sind in den griechischen Gott Hermes eingeflossen. Als "Dreimalgrosser" (Hermes-Trismegistos) wurde Thot Vater allen Geheimwissens. Über Griechenland und Rom drang er tief in das Bewusstsein des europäischen Geisteslebens ein, ja er wurde sogar - bis zur Entzifferung der Hieroglyphen (1822 n. Chr.) - als bedeutender ägyptischer Gelehrter angesehen. In einem Gelehrtenlexikon des frühen 18. Jahrhunderts n. Chr. heisst es von Thot: "Hermes, Trismegistus genannt oder Theut; ein berühmter, ägyptischer Philosophus, soll zuerst die Astrologie zu verlassen, um die anderen Wunder der Natur zu beschauen, angefangen haben; und wird bald vor Adam, bald vor Joseph, bald vor Canaan, bald gar für einen erdichteten Menschen gehalten: soll auch den Tag in zwölf Stunden, den Zodiacum in die zwölf Zeichen eingetheilet, und die Hieroglyphica, die Buchstaben, Geometrie, Medicin und Music, nebst anderen Wissenschaften erfunden haben". Nach: H. A. Schlögl, in: M. Sguaitamatti – D. Leibundgut Wieland (Hrsg.), Stiftung Koradi/Berger. Altägyptische Statuen und Bronzen, etruskische, grossgriechische und nordostthailändische Vasen, römische Skulpturen und Mosaiken (Kilchberg 1989) 12–13. 65. Zur Kontextualisierung in der Literatur: M. Sguaitamatti – D. Leibundgut Wieland (Hrsg.), Stiftung Koradi/Berger. Altägyptische Statuen und Bronzen, etruskische, grossgriechische und nordostthailändische Vasen, römische Skulpturen und Mosaiken (Kilchberg 1989) 12–13. 65.
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Erhaltungszustand
Holzbasis zum Teil bestossen, stark durchsetzt mit mineralisierter Bronze. Auf der Standfläche an zwei Stellen angebohrt. Der Pavian und die Füsse des Ibisses sind fest mit der Platte verbunden. Der Ibisoberkörper ist getrennt gegossen worden und heute nicht mehr mit den Beinen fest verbunden, so dass er sich von den Beinen wegheben lässt. Der Ibiskopf ist ursprünglich ebenfalls getrennt gegossen worden, jedoch heute noch mit dem Körper fest verbunden. Gute Kupferkarbonat-Patina; vereinzelt Grünspan (Chlorid-Patina). Pavian intakt mit guter Karbonat-Patina.
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Bibliographie
M. Sguaitamatti – D. Leibundgut Wieland (Hrsg.), Stiftung Koradi/Berger. Altägyptische Statuen und Bronzen, etruskische, grossgriechische und nordostthailändische Vasen, römische Skulpturen und Mosaiken (Kilchberg 1989). Besonders: 12–13. 65.
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Ausstellungen
Dauerausstellung, Archäologische Sammlung der Universität Zürich, Zürich, 24.05.2022
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