Das rechteckig zugeschnittene Fragment gehörte ursprünglich zur selben Platte wie Inv. Dresden, Skulpturensammlung, Hm 20. Der untere Teil der Zürcher Platte sollte sich nach wie vor in Nimrud in situ befinden. Dargestellt ist ein sogenannter "Heiliger Baum". Da Layards vorrangiges Interesse dem rechts davon dargestellten Schutzgott galt, liess er den rechten Plattenteil (Dresden) so absägen, dass dessen Flügel vollständig erhalten blieben. Dadurch wurde auch die rechte Seite des an Ort verbliebenen "Baumes" angeschnitten, weshalb das eigentlich streng symmetrisch gestaltete Motiv auf dem einige Jahre später von Weber geborgenen Zürcher Fragment nicht mehr vollständig erhalten ist. Zwischen den beiden Plattenteilen fehlen gut 10 cm, wobei besonders die Palmetten in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der vorstehende Randstreifen wurde durch die um einige Zentimeter leicht vorgestellte Platte T-1 überdeckt.
"Heiliger Baum" / "Lebensbaum" / "Sakralbaum" / "stilisierter Baum" / "Kompositbaum":
Es handelt sich dabei um ein äusserst komplexes, artifizielles Kompositgebilde und keineswegs um die Wiedergabe eines natürlichen Gewächses. Das Zentrum des Gebildes besteht aus einem vertikalen, mit einem Sparrenmuster verzierten Pfosten, der an mehreren Stellen mit jeweils drei horizontalen Bindungen (Ringen?) versehen ist. Aus den Ringen spriessen hornförmige Pflanzen - dicke geschwungene Rippen, an denen kleine "Blättchen" sitzen -, die ganz oben und unten am Pfosten jeweils zweifach, sonst vierfach auftreten. Die Basis des Pfostens ist auf dem Zürcher Fragment aus genanntem Grunde nicht zu sehen; wie man sie sich vorzustellen hat, zeigen (neben dem Original in Nimrud) die Platte in Dresden Inv. Hm 22 und die Zürcher Platte Inv. 1911. An der Spitze des Pfostens ist eine Palmette oder "Fächer-Volute" befestigt, deren sieben Zungen wiederum mit einem Sparrenmuster dekoriert sind. Von jedem Ringklammer gehen auf beide Seiten horizontal und diagonal Bänder nach aussen ab, wo sie jeweils zu einer kleineren Palmette (bzw. "Fächer-Volute") führen, die ihrerseits ein feines Sparrendekor aufweist. Die Palmetten sind untereinander durch Bänder verknüpft, jede einzelne mit den zwei ihr jeweils nächstliegenden, aber auch mit einer oder zwei auf den anderen Seite, wobei die langen, verbindenden Bänder dann meist spiralartig gedreht sind und hinter dem Pfosten verlaufen. Das Ganze ergibt ein komplexes, geradezu verwirrendes (aber konsequent durchdachtes) Geflecht von Bändern und Verknotungen bzw. Ranken und Voluten. Die Zahl der Palmetten ist variabel, aber immer ungerade. Bei Inv. 1912 sind je 10 seitliche und eine bekrönende Palmette erhalten, ursprünglich dürften auf beiden Seiten je zwei mehr vorhanden gewesen sein. Jedes Exemplar hat eine eigene gestalterische Regelhaftigkeit.
Gipsalabaster, gebändert, mit leichten Hämatitspuren (rötlich).
Nach: E. Mango und C. Uehlinger, in: E. Mango – J. Marzahn – C. Uehlinger (Hrsg.), Könige am Tigris. Medien assyrischer Herrschaft. Ausstellungskatalog Zürich (Zürich 2008) 118–123.
Zur Kontextualisierung in der Literatur: E. Mango – J. Marzahn – C. Uehlinger (Hrsg.), Könige am Tigris. Medien assyrischer Herrschaft. Ausstellungskatalog Zürich (Zürich 2008) insb. 118–123 Kat. 6.
Zur Auflistung der Museen in welche sich Platten des Nordwestpalastes von Assurnasirpal II. befinden: http://oracc.museum.upenn.edu/nimrud/catalogues/museumsworldwide/index.html#nwp-nd-map
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