Reliefplatte (Nordwestpalast Assurnasirpal II. Nimrud): 'Heiliger Baum', assyrisch

Zeit Assurnasirpals II. (883 – 859 v. Chr.)

Antikes Original

Standort
Ausgestellt Rämistrasse 73 (RAK), Zürich, Ausstellung EG, Museum 1
Inventarnummer
1912
Kulturkreis
Neuassyrisch
Fundort
Nordwestpalast, Assurnasirpal II.; Raum T; Platte 2a
Herstellungsort
Nordwestpalast, Nimrud
Objektgattung
Relief
Material
Stein, Alabaster, Gipsalabaster, gebändert
Herstellungstechnik
Stein: Skulptiert
Masse
H: / B: / T. max: 181,0 x 72,5 x 5,0 cm

Inschrift
19-zeilig
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Beschreibung
Das rechteckig zugeschnittene Fragment gehörte ursprünglich zur selben Platte wie Inv. Dresden, Skulpturensammlung, Hm 20. Der untere Teil der Zürcher Platte sollte sich nach wie vor in Nimrud in situ befinden. Dargestellt ist ein sogenannter "Heiliger Baum". Da Layards vorrangiges Interesse dem rechts davon dargestellten Schutzgott galt, liess er den rechten Plattenteil (Dresden) so absägen, dass dessen Flügel vollständig erhalten blieben. Dadurch wurde auch die rechte Seite des an Ort verbliebenen "Baumes" angeschnitten, weshalb das eigentlich streng symmetrisch gestaltete Motiv auf dem einige Jahre später von Weber geborgenen Zürcher Fragment nicht mehr vollständig erhalten ist. Zwischen den beiden Plattenteilen fehlen gut 10 cm, wobei besonders die Palmetten in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der vorstehende Randstreifen wurde durch die um einige Zentimeter leicht vorgestellte Platte T-1 überdeckt. "Heiliger Baum" / "Lebensbaum" / "Sakralbaum" / "stilisierter Baum" / "Kompositbaum": Es handelt sich dabei um ein äusserst komplexes, artifizielles Kompositgebilde und keineswegs um die Wiedergabe eines natürlichen Gewächses. Das Zentrum des Gebildes besteht aus einem vertikalen, mit einem Sparrenmuster verzierten Pfosten, der an mehreren Stellen mit jeweils drei horizontalen Bindungen (Ringen?) versehen ist. Aus den Ringen spriessen hornförmige Pflanzen - dicke geschwungene Rippen, an denen kleine "Blättchen" sitzen -, die ganz oben und unten am Pfosten jeweils zweifach, sonst vierfach auftreten. Die Basis des Pfostens ist auf dem Zürcher Fragment aus genanntem Grunde nicht zu sehen; wie man sie sich vorzustellen hat, zeigen (neben dem Original in Nimrud) die Platte in Dresden Inv. Hm 22 und die Zürcher Platte Inv. 1911. An der Spitze des Pfostens ist eine Palmette oder "Fächer-Volute" befestigt, deren sieben Zungen wiederum mit einem Sparrenmuster dekoriert sind. Von jedem Ringklammer gehen auf beide Seiten horizontal und diagonal Bänder nach aussen ab, wo sie jeweils zu einer kleineren Palmette (bzw. "Fächer-Volute") führen, die ihrerseits ein feines Sparrendekor aufweist. Die Palmetten sind untereinander durch Bänder verknüpft, jede einzelne mit den zwei ihr jeweils nächstliegenden, aber auch mit einer oder zwei auf den anderen Seite, wobei die langen, verbindenden Bänder dann meist spiralartig gedreht sind und hinter dem Pfosten verlaufen. Das Ganze ergibt ein komplexes, geradezu verwirrendes (aber konsequent durchdachtes) Geflecht von Bändern und Verknotungen bzw. Ranken und Voluten. Die Zahl der Palmetten ist variabel, aber immer ungerade. Bei Inv. 1912 sind je 10 seitliche und eine bekrönende Palmette erhalten, ursprünglich dürften auf beiden Seiten je zwei mehr vorhanden gewesen sein. Jedes Exemplar hat eine eigene gestalterische Regelhaftigkeit. Gipsalabaster, gebändert, mit leichten Hämatitspuren (rötlich). Nach: E. Mango und C. Uehlinger, in: E. Mango – J. Marzahn – C. Uehlinger (Hrsg.), Könige am Tigris. Medien assyrischer Herrschaft. Ausstellungskatalog Zürich (Zürich 2008) 118–123. Zur Kontextualisierung in der Literatur: E. Mango – J. Marzahn – C. Uehlinger (Hrsg.), Könige am Tigris. Medien assyrischer Herrschaft. Ausstellungskatalog Zürich (Zürich 2008) insb. 118–123 Kat. 6. Zur Auflistung der Museen in welche sich Platten des Nordwestpalastes von Assurnasirpal II. befinden: http://oracc.museum.upenn.edu/nimrud/catalogues/museumsworldwide/index.html#nwp-nd-map
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Erhaltungszustand
In sechs Teile zerbrochen und teilweise an den Bruchstellen bestossen. Kleine Stücke fehlen oben links, auf mittlere Höhe links des zentralen Pfostens sowie unten rechts zwischen den Zeilen 7 und 8 der Inschrift; diese sind nicht mit Gips ergänzt. Farbspuren haben sich nicht erhalten; vergleichbare Wandmalerei setzten für das Motiv die Farben Blau, Weiss und Rot ein. Geringe Fehlstellen. Schnittkanten: Seilsägespuren sind oben, unten sowie an der rechten Plattenseite zu sehen. Die linke Langseite bewahrt, abgesehen von einigen modernen Bearbeitungsspuren, die antike Oberfläche sowie den durch Meisselschläge angeflachten, antiken Sägespurabbruch; dieser "Randstreifen" wurde durch die anschliessende Platte überdeckt.
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Bibliographie
J. M. Asher-Greve - G. J. Selz, Genien und Krieger aus Nimrud. Neuassyrische Reliefs Assurnasirpals II. und Tiglat-Pilesars III., ZAH 4 (Zürich 1980). Besonders: 20–24 Abb. 7. E. Bleibtreu, Die Flora der neuassyrischen Palastreliefs. Eine Untersuchung zu den Orthostatenreliefs des 9.-7. Jahrhunderts v. Chr., Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes, Sonderband 1 (Wien 1980). Besonders: 48. H. Blümner, Führer durch die archäologische Sammlung der Universität Zürich (Zürich 1914). Besonders: 6 Nr. 184. A. Boissier, Notice sur quelques monuments assyriens à l'Université de Zurich (Genf 1912). Besonders: 12. Cuneiform Digital Library Initiative (CDLI). Besonders: https://cdli.ucla.edu/search/archival_view.php?ObjectID=P427432 K. Englund, Nimrud und seine Funde. Der Weg der Reliefs in die Museen und Sammlungen, Orient-Archäologie 12 (Rahden 2003). Besonders: 38. 152. C. J. Gadd, The Stones of Assyria. The Surviving Remains of Assyrian Sculpture, their Recovery and their Original Positions (London 1936). Besonders: 220. E. Mango - J. Marzahn - C. Uehlinger, Könige am Tigris. Medien assyrischer Herrschaft. Ausstellungskatalog Zürich (Zürich 2008). Besonders: Kat. 6. J. Meuszynskzi, Die Reliefs von Aššurnasirapli II. Die Sammlungen ausserhalb des Irak, AA 1976, 423-480. Besonders: 470. 477. S. M. Paley, King of the World. Ashur-nasir-pal II of Assyria 883-859 B. C., Ausstellungskatalog Brooklyn (New York 1976). Besonders: 74–76. 79. S. M. Paley - R. P. Sobolewski, The Reconstruction of the Relief Representations and their Positions in the Northwest-Palace at Kalhu (Nimrud) II, Baghdader Forschungen 10 (Mainz 1987). Besonders: 52. J. E. Reade, Twelve Ashurnasirpal Reliefs, Iraq 27, 1965, 119–134. Besonders: 125. 134 Taf. XXIXb. J. B. Stearns, Reliefs from the Palace of Ashurnasirpal II., AfO Beih. 15 (Graz 1961). Besonders: 47. R. Ulrich – A. Heizmann, Catalog der Sammlungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich. Theil II. Griechisch-Italisch-Römische Abteilung, Assyrisch-Aegyptische Abteilung (Zürich 1890). Besonders: 157 Nr. 136.
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Ausstellungen
Dauerausstellung, Archäologische Sammlung der Universität Zürich, Zürich, 24.05.2022 - 31.12.2024
Dauerausstellung, Archäologische Sammlung der Universtät Zürich, Zürich (RAK-E-9), 10.07.2019 - 25.10.2020
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